Wenn heute von Geldanlagen gesprochen wird, so müssen immer Extreme mit einkalkuliert werden. Ein Extrem ist zum Beispiel die seit 2016 bestehende Nullzinspolitik der EZB, die dafür sorgt, dass klassische Bankprodukte eine Verzinsung besitzen, die oft unter der Inflationsrate liegt. Andere Geldanlagen bringen wiederum eine höhere Verzinsung, aber auch ein entsprechendes Risiko mit sich, das sogar im Totalverlust gipfeln kann. Das selbst die staatlich geförderte Riesterrente den Versicherungskonzernen weit mehr einbringt als den zukünftigen Rentnern ist inzwischen auch kein Geheimnis mehr.
Auch wenn sich jemand intensiv selbst mit der Geldanlage beschäftigt und dies nicht Börsen- und Bankspezialisten überlassen möchte, ist nicht garantiert, dass er oder sie beispielsweise im Wertpapierhandel bessere Ergebnisse als die Profis erzielt. Immerhin haben diverse Tests gezeigt, dass es bei der Auswahl für ein Aktienportfolio ziemlich egal zu sein scheint, wer die Auswahl trifft. Das ist sogar wissenschaftlich belegt.
Die Professoren Andrew Clare, Stephen Thomas und Dr. Nick Motson, alle drei an der Cass Business School in London beschäftigt, simulierten am Computer Zufallstreffer unter den jeweils eintausend größten US-Aktien ab dem Jahr 1968 bis zum Jahr 2011. Die von den Börsenprofis erzielte Index-Rendite dieser Aktien lag im Durchschnitt pro Jahr bei 9,4 %. Wer also im Jahr 1968 beispielsweise 1000 US-Dollar in einen Index investierte, erzielte damit nach 43 Jahren rund 48.000 US-Dollar.
Nun ließen die Professoren per Zufallsgenerator die gleichen tausend Aktien im selben Zeitraum neu zusammenstellen. Also jeweils ein völlig willkürlicher Aktienindex. Sie nannten das ganze „Monkeys vs Fund managers“ entsprechend einer alten Börsenlegende, nach der Affen, die mit Pfeilen auf Börsenwerte werfen, eine bessere Auswahl treffen als hoch bezahlte Fondmanager. Die Londoner Professoren bewiesen, dass die Legende Recht hat. Im Durchschnitt lagen die Renditen der Zufalls-Indexe weit höher als die der Fondsmanager und selbst die der nach statistischen Kriterien zusammengestellten Index-Fonds. Einmal mehr der Beweis, dass Aktienanlagen eine gewisse Verwandtschaft zum Lottospiel besitzen.
Sammeln, Geldanlage mit Spaß
Wer sich bei der Geldanlage nicht auf das Glück und König Zufall verlassen, aber trotzdem mehr als vielleicht nur den Inflationsausgleich erzielen möchte, sollte einmal Sammlerobjekte ins Auge fassen.
Es besteht praktisch nichts, was nicht von irgendjemand in der Welt gesammelt wird. Natürlich gibt es darunter sehr exotische Sammelgebiete, die aber für die durchschnittliche Geldanlage kaum geeignet erscheinen. Wer zum Beispiel Häuser oder Jachten sammelt, macht dies meist nicht zur Erzielung von Gewinn. Vielmehr sollte ein gutes Sammelgebiet eine große Sammlerszene besitzen. In diesem Bereich sind natürlich Münzen und Briefmarken die absoluten Vorreiter, nur sind diese Segmente schon längst überlaufen und ein Neueinsteiger bräuchte viele Jahre, um überhaupt erst an wirklich wert steigernde Stücke zu gelangen.
Um beim Sammeln gewinnbringend mitzumischen, ist zuerst einmal Fachkenntnis vonnöten. Die aber lässt sich recht leicht erlernen, zumal dann, wenn das erwählte Sammelgebiet auch den eigenen Interessen entspricht. Dann sollten die erwählten Sammelobjekte eine gewisse Langlebigkeit besitzen und in ihrer Zusammensetzung einen großen Interessentenkreis aufweisen.
Ein großes Problem, das an dieser Stelle nicht verschwiegen werden soll, sind Fälschungen. Heute wird fast alles gefälscht, vom Supersportwagen bis zum Überraschungs-Ei. Um sich davor zu schützen, hilft meist nur eine wirklich vertrauenswürdige Einkaufsquelle oder soviel eigene Fachkenntnis, dass eine Fälschung erkannt wird.
Ideen zum Sammeln
Die Auswahl an Sammlerobjekten ist zwar im Prinzip grenzenlos, werden jedoch bestimmte Kriterien berücksichtigt, engt sich das Feld ein. Diese Kriterien sind zum Beispiel:
- Einfache Lager- oder Aufbewahrungsmöglichkeit
- Materialbeständigkeit
- Auflagen- oder Herstellungszahl
- Relative Fälschungssicherheit
- Zukunftssicherheit
Der letzte Punkt, die Zukunftssicherheit, beschreibt den Wahrscheinlichkeitsfaktor, in dem ein als Sammlerobjekt erwählter Gegenstand in vielleicht zehn, zwanzig oder dreißig Jahren überhaupt noch ein Sammlerobjekt ist. Zur Wertsteigerung gehört natürlich ein entsprechender Interessenkreis. Heute werden zum Beispiel bestimmte Spielzeuge als Sammlerstücke gehandelt, deren dauerhafte oder steigende Wertigkeit durchaus in Zweifel gezogen werden kann. Zum einen, weil es sich oft um Kunststoffe handelt, aus denen diese Spielzeuge hergestellt sind. Diese sind so leicht nachzubauen, dass ein Spielzeug dieser Art praktisch nur zusammen mit der Originalverpackung seinen Wert behält. Zum anderen kommt hinzu, dass die Auflagen moderner Kunststoffspielzeuge mitunter in die Millionen gehen. Kein Mensch weiß, ob etwa bei einem gerade als selten angesehenen Lego-Bausatz aus den 1970er-Jahren nicht irgendwo in der Konkursmasse eines Geschäftes noch ein paar tausend Stück herumliegen, womit der Sammlerwert gleich null wäre.
Die Wertigkeit eines nachhaltigen, aber noch neuen Sammlerobjektes stellt sich aus dem Material, der Fertigung und der Nachfrage zusammen. Gutes Material und beste Fertigung garantieren die Langlebigkeit, eine hohe Nachfrage wiederum reduziert durch Verbrauch die Anzahl der vorhandenen Objekte, was den Sammlerwert steigen lässt. Nachfolgend nun ein paar Beispiele für derartige Sammlerobjekte:
- Seltene Spirituosen
- Seltene Jahrgangsweine
- Tisch- und Wanduhren
- Meteoriten
- Modellautos aus Metall
- Steiff- Stofftiere
- Militaria
- Marken-Musikinstrumente
- Schallplatten
- Marken-Spielzeug-Eisenbahnen
- Alte Ansichtskarten
- Marken-Schreibgeräte
- Stempel und Siegel
- Emailschilder
- Alte Spiegel
- Literarische Erstausgaben
Der Vorteil der hier aufgeführten Beispiele liegt darin, dass sich der Aufwand zur Erlangung der entsprechenden Fachkenntnisse in Grenzen hält. Mit etwas Übung kann auch ein Anfänger oder eine Anfängerin recht bald erkennen, ob das erwählte Stück echt ist und ob es zu sammeln lohnt. Zugleich ist der Interessentenkreis an derartigen Sammlerobjekten recht groß und für jedes der aufgeführten Sammlerobjekte besteht eine aktive und schon lange bestehende Gemeinde. Außerdem werden zwar nicht in allen diesen Segmenten, aber in einigen auch heute noch immer wieder neue Objekte auf den Markt gebracht, die einen Sammlerwert bekommen könnten.
Mit etwas Umsicht und Vertiefung in die Materie ist so eine Sammlung genauso gewinnbringend wie eine langfristige Geldanlage an der Börse und mehr Spaß macht es allemal. Dabei muss der Sammler nicht mit Affen konkurrieren, das ist doch schon mal was, oder?