Tierische Inhaltsstoffe oftmals schwer zu erkennen
Veganer essen weder Fleisch noch Wurst oder Eier und sie trinken auch keine Milch. Diese Zutaten zu erkennen, ist vergleichsweise einfach. Doch beim Einkauf von vielen anderen Lebensmitteln und Speisen gestaltet es sich weitaus schwieriger. Oftmals ist es sogar nahezu unmöglich. Hinter dem Begriff „Aroma“ und Zusatzstoffen (E-Nummern) können sich tierische Produkte verbergen. Dies muss auf der Verpackung nicht angegeben werden. Das „Aroma“ einiger Knabberartikel enthält beispielsweise Bestandteile von Lab oder Wild. In Süßwaren und Getränken wird häufig ein Farbstoff aus Scharlach-Schildläusen gewonnen. Auch dies müssen die Hersteller nicht kenntlich machen. Diese Problematik trifft auf viele weitere Zusatzstoffe zu.
In Fruchtgummi stecken Gelatine und Läuse
Gummibärchen enthalten häufig tierische Gelatine. Dies ist für Veganer und Vegetarier gewöhnlich kein Geheimnis. Doch nicht jeder weiß, dass in roten Gummibärchen zudem zerriebene Schildläuse stecken können. Karmin heißt der bereits erwähnte rote Farbstoff, der aus den Läusen gewonnen wird. Doch Verbraucher werden ihn auf der Verpackung kaum erkennen. Den Zusatzstoff mit „E120“ zu benennen, reicht aus. Dahinter verbirgt sich Karmin. Viele Süßigkeiten, Säfte, Ketchup und andere rote Lebensmitteln wie Wurst, Marmelade und Konfitüre enthalten den roten Farbstoff. Auch in Kosmetikprodukten wie Lippenstiften werden ziemlich häufig Läuse verarbeitet. Daher ist es wichtig, die Zutatenliste zu lesen. Wenn auf der Verpackung des Lebensmittels E124 steht, wurde der Farbstoff synthetisch hergestellt. Bei E120 hingegen ist es echtes Karmin.
Versteckte Gelatine
Auch wenn die tierische Gelatine als Hilfsmittel eingesetzt wird, muss sie nicht aufgeführt werden. Nicht nur in Gummibärchen, sondern auch in vielen weiteren Süßigkeiten, Getränken und anderen Lebensmitteln ist sie enthalten, was nicht ersichtlich ist. Gelatine stabilisiert zudem Eintöpfe oder Saucen, verdickt manche Frischkäsesorten und klebt die Zerealien in Müsliriegeln zusammen. Sie ist häufig auch in Tortenguss und Götterspeise zu finden. Gelatine entsteht aus Schlachtabfällen, größtenteils aus dem Eiweiß der Schweine und der übrige Anteil aus Schweineknochen und aus Knochen oder Häuten von Rindern, Geflügel oder Fischen.
Lab aus Kälbermägen wird für die Herstellung von Käse verwendet
Wer Käse isst, hat mit Tierleid nichts zu tun, glauben viele Menschen. Leider stimmt diese Vermutung bei vielen Käsesorten nicht. Für die Gerinnung der Milch und die Entstehung von Käse wird ein Gemisch an Enzymen benötigt. Hierbei handelt es sich um das Lab. Viele wissen nicht, dass Lab aus dem Magen junger Kälber gewonnen wird. Glücklicherweise werden weltweit nur noch rund 35 bis 40 Prozent der Käsesorten mit natürlichem Lab erzeugt. Als Alternative werden die Enzyme aus Schimmelpilzen genutzt.
Auf den Verpackungen von Käse ist oftmals nicht erkenntlich, ob das Lab natürlich oder synthetisch hergestellt wurde. Wer sicher sein möchte, sollte beim Hersteller nachfragen.
Was verbirgt sich hinter der Bezeichnung E920?
Der Stoff E920 namens L-Cystein kommt häufig in industriell gefertigten Backwaren zum Einsatz. Der Teig lässt sich damit leichter kneten und wird elastischer. L-Cystein kann synthetisiert oder aber auch aus Schweineborsten oder Vogelfedern gewonnen werden. Verbraucher erkennen nicht, aus welcher Quelle das L-Cystein stammt. Veganer sollten daher beim Bäcker aufmerksam nachfragen oder direkt zu veganem Brot und veganen Brötchen greifen.
Auch Wein ist selten vegan
Viele Menschen sind sich sicher, dass Wein vegan ist. Er besteht doch nur aus Weintrauben, ist die weit verbreitete Meinung. Doch für die Herstellung des Weins werden oft tierische Hilfsstoffe benötigt, beispielsweise, um ihn zu „klären“. Der Grund hierfür ist, dass während des Gärens Trübungen entstehen. Wenn Sie auf die Zutatenliste beim Wein schauen, werden Sie Begriffe wie Gelatine nicht finden, auch nicht, wenn sie verwendet wurde. Die Gelatine bindet sich mit den Trübstoffen innerhalb von mehreren Stunden am Boden ab, sodass der Wein „geklärt“ ist. Wenn diese Hilfsstoffe nach dem Produktionsprozess wieder entfernt werden, ist der Hersteller nicht verpflichtet, sie auf dem Etikett zu deklarieren. Für einen Veganer ist dieser Weine tabu. Daher wählen sie Weine, die mit „vegan“ gekennzeichnet sind. Hierbei werden für die Klärung Kieselsöl, Agar Agar oder Bentonit (natürliche Mineralerde) verwendet. Die veganen Weine sind nicht nur in Weinläden und veganen Onlineshops erhältlich, sondern ebenfalls beim Discounter.
Fazit
Veganer und alle anderen Verbraucher, die bestimmte tierische Zutaten meiden möchten, haben es aufgrund der Kennzeichnungslücken im Gesetz sehr schwer. Wenn Lebensmittel tierische Bestandteile enthalten oder sie wurden damit hergestellt, ist dies häufig nicht auf der Verpackung angegeben. Diese Kennzeichnungslücken sollten unbedingt geschlossen werden, um eine echte Wahlfreiheit beim Einkaufen zu ermöglichen. Es ist ziemlich kompliziert, sich als Vegetarier oder Veganer zurecht zu finden. Es ist sehr schwierig, ein Produkt anhand der Inhaltsstoffe zu „entschlüsseln“. Wählen Sie nach Möglichkeit keine behandelten Nahrungsmittel. Sie können Ihr Müsli und vieles andere auch selbst mischen und herstellen. Verzichten Sie auf Lebensmittel und Getränke, die mit vielen Aromen aufgepeppt wurden. Fragen Sie nach, wenn Sie unsicher sind, um den Überblick im Lebensmittel-Dschungel nicht komplett zu verlieren.